Philosophie der Zeit

Zeit ist eine grundlegende Dimension für den Menschen – egal, ob man ihn als ein biologisch-physikalisches oder als ein geistiges Wesen betrachtet. Entsprechend beschäftigt sich eine Vielzahl akademischer Disziplinen mit Fragen zum Thema Zeit in jeweils unterschiedlichen Erscheinungsformen: als physikalische Zeit, als geologische Tiefenzeit, als individuell erlebte oder psychologische Zeit, als gesellschaftlich-intersubjektive Zeit, als historische Zeit usw. Allerdings werden selten die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verbindungen dieser Diskussionen aufgezeigt. An dieser Stelle kann die Philosophie eine wichtige Koordinationsaufgabe übernehmen. Und genau das exemplarisch aufzuzeigen, ist Anliegen dieses Aufsatzes. Ausgehend von einigen wenigen begrifflichen Unterscheidungen, die insbesondere die allgemeinen Grundtypen von Zeitordnungen betreffen, werden einzelne Aspekte aus unterschiedlichen einzeldisziplinären Kontexten herausgegriffen und zueinander in Beziehung gesetzt. Daraus ergeben sich auch Einblicke in das Verhältnis von eher wissenschaftsphilosophisch-theoretischen Fragestellungen, die beispielsweise die Gerichtetheit der physikalischen Zeit und die Chronobiologie betreffen, zu solchen aus einem eher gesellschaftlich-ethischen Kontext, in dem es beispielsweise um historische Gerechtigkeit und um sogenannte Chronopolitik geht. Dabei zeigt sich, dass gewichtige Unterschiede in den Positionen und Disziplinen oftmals mit einem Unterschied darin einhergehen, wie über die Existenz der drei Zeitmodalitäten gedacht wird – also ob oder inwiefern man annimmt, dass neben dem, was gegenwärtig ist auch Vergangenes und Zukünftiges existiert.

Time is a fundamental dimension for humans, independently of whether they are considered primarily as biological-physical or as mental beings. Accordingly, a broad range of academic disciplines investigates questions about time in its different manifestations: as physical time, as geologic or deep time, as individually experienced or psychological time, as socio-intersubjective time, as historical time, etc. However, the commonalities, differences, and connections between these manifestations are rarely discussed. At this point, philosophy can take on an important coordination task; and this is exactly what the present paper is meant to illustrate. Starting from a few conceptual distinctions – most importantly that between different basic types of time order – individual aspects from different disciplines will be revisited and related to each other. This also provides insights into the relationship between questions of a more scientific and theoretical nature, such as the directedness of physical time or questions of chronobiology, and questions of social and ethical concern, such as transitional justice or specific forms of chronopolitics. It turns out that significant differences in attitudes and over disciplines often go hand in hand with a difference in how one thinks about the existence of the three different modalities or tenses of time – that is, whether or to what extent one assumes that not only what is present exists, but also what is past and what is future.

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